Tabeas EM-Gold der Höhepunkt (Interview Steffen Planer)
Trotz Corona sorgen Sachsen-Anhalts Asse bei den wenigen Wettkämpfen für glänzende Resultate. Dank des Engagements der Trainer gehört der Verband zur Spitze in Deutschland. Der Coronavirus hat 2020 auch den Rudersport in Sachsen-Anhalt stark beeinflusst. Wettkämpfe blieben eine Rarität, Training im Amateurbereich ebenfalls. Mit dem Präsidenten des Ruder-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Steffen Planer, sprach Hennes Nagel nicht nur über das vergangene Jahr.Hat die Pandemie Einfluss auf die Mitgliederzahl in unserem Bundesland?
Steffen Planer: Stand 16. Dezember 2020 zu unserer letzten Vorstandssitzung des Jahres hatten wir 2103 Mitglieder, also nur marginal weniger Ruderinnen und Ruderer als zu unserer Mitgliederversammlung im Februar 2020. Da haben die Vereine echt gute Arbeit geleistet, was aufgrund des teilweisen Stillstandes des Sportes in diesem Jahr sicher nicht einfach war. Dafür gebührt den Vorständen unserer Rudervereine unser Dank, ebenso natürlich deren Mitgliedern, die unserem Sport die Treue halten.
Die Athleten, vor allem der Nachwuchs, hatte fast gar keine Wettkämpfe. Wie haben die Trainer die Kinder bei Laune gehalten?
Steffen Planer: Das war natürlich schwierig und jeder noch so kleine Strohhalm für die Motivation der Kinder und Jugendlichen wurde seitens der Trainer und Übungsleiter natürlich ergriffen. In den Landesleistungsstützpunkten fand, jeweils unter den maximalen Möglichkeiten der jeweils gültigen Verordnung des Landes Sachsen-Anhalt zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, das Training, gespickt mit dem einen oder anderen Anreiz für den Nachwuchs, statt. So hat der Weißenfelser Ruderverein einen Vereinstest bestehend aus Ergometer-Rudern, Athletik-Überprüfung und kleiner Regatta durchgeführt. Auch in den Herbst-Ferienfreizeiten der Ruderjugend in Prieros und Zschornewitz wurde neben fleißigem Training mit Überprüfungen der Leistungsfähigkeiten in verschiedenen Bereichen Anreize gesetzt. Nicht zuletzt hat unsere Landesmeisterschaft, die wir auf Mittel- und Großboote begrenzen mussten, sicher auch zur Motivation des Nachwuchses beigetragen.
Wo ordnen Sie Sachsen-Anhalt im Nachwuchsbereich auf Bundesebene ein?
Steffen Planer: Wir gehören im Aufbau- und Anschlusstraining zur deutschen Spitze. Ein Höhepunkt aus Sicht des RuSA war die U23- EM in Duisburg. Tabea Kuhnert gewann hier die Goldmedaille im Doppelvierer, Paul Berghoff errang Bronze, ebenfalls im Doppelvierer. Den undankbaren vierten Platz im Doppelzweier belegte Paul Krüger. In den Landesleistungszentren Magdeburg und Halle haben die Trainer*innen Gabriela Wölfer, Erhard Günther, Alin Irincu und Paul Zander ihre Aktiven zum einzigen Test der Junioren in Hamburg hervorragend vorbereitet. Vier Nachwuchsruderer*innen hätten sich für die Junioren-EM qualifiziert, fünf Aktive hätten beim Baltic-Cup den Deutschland- Einteiler getragen. Beide Ereignisse fielen leider aus. Hervorzuheben war sicher der erstmalige Sieg eines Zweiers ohne bei den Juniorinnen in der 30-jährigen Geschichte des RuSA durch Carlotta Wolff und Leonie Wöllmer. Auch unserer Ruderjugend hätte ich wieder ein starkes Ergebnis zum Bundeswettbewerb zugetraut. Das haben die zahlreichen sehr guten Leistungen dieses Bereiches zur Landesmeisterschaft gezeigt.
Im Dezember gab es eine personelle Veränderung. Paul Heinrich hat die Nachfolge von Paul Zander als Landestrainer angetreten. Weshalb fiel die Wahl auf ihn und was verspricht sich der Verband von dem neuen Mann?
Steffen Planer: Paul Heinrich verfügt trotz seines jungen Alters sowohl als Trainer in einem Landesverband (Mecklenburg-Vorpommern) als auch als Vereinstrainer (Hamburger und Germania RC) über entsprechende Erfahrungen, die es gilt, im RuSA weiter auszubauen. Besonders in der Zusammenarbeit mit den Landesleistungsstützpunkten versprechen wir uns mit ihm eine Verbesserung bei der Talentesichtung und Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit vor Ort. Dies war seinem Vorgänger Paul Zander durch seine jahrelange Doppelfunktion als Landestrainer und Trainer der Junioren/ Juniorinnen A in Magdeburg gar nicht möglich. Der RuSA dankt an dieser Stelle Paul Zander ausdrücklich für seine Ausübung der Doppelfunktion und die geleistete Arbeit. Von Paul Heinrich erhoffen wir uns, dass er seine selbst gesteckten Ziele umsetzt. Die führende Position im Nachwuchsbereich auf Bundesebene können wir nur behaupten, wenn viele Talente aus den Landesleistungsstützpunkten den Weg an die Sportschulen nach Halle oder Magdeburg finden.
Die breite Basis im Nachwuchs ist die Voraussetzung für Topleistungen im Elitebereich. Wie viele Ruderer werden die Farben Sachsen-Anhalts bei den Olympischen Spielen vertreten?
Steffen Planer: Die besten Karten hat diesbezüglich Max Appel vom SC Magdeburg, der im Doppelvierer nach heutigem Stand gesetzt ist. Dieses Boot ist bereits für Tokio qualifiziert und ich gehe fest davon aus, dass Max uns in Tokio vertritt. Auf Grund einer anderen Vorbereitung als bei anderen Nationen sprang zur EM nur Platz 6 heraus. Ich gehe jedoch davon aus, dass diese Mannschaft über entsprechende Reserven und Steigerungsmöglichkeiten verfügt, um bei Olympia im Kampf um die Medaillen ein Wort mitzureden. In die Olympiaqualifikation im Mai in Luzern muss der Bernburger Maximilian Planer noch im Vierer ohne. Da heißt es jetzt im Training die notwendigen Grundlagen zu legen, um einen der beiden noch offenen Startplätze für Tokio zu erkämpfen. Die Konkurrenz ist hier mit Sicherheit sehr hart. Neben den beiden Booten, die ebenfalls noch noch nicht für die olympischen Spiele qualifiziert sind, aber im EM-Finale vor den Deutschen lagen, kommen mit Südafrika und Kanada weitere starke Nationen hinzu. Einfach wird das nicht, jedoch hat die Crew zur EM im Vorlauf und Halbfinale gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. Mit der der diesjährigen U23 Europameisterin im Doppelvierer, Tabea Kuhnert, haben wir aus meiner Sicht noch ein heißes Eisen im Feuer. Tabea verfügt jetzt schon über hervorragende physische Werte und sollte bei der weiteren Bootsfindung für Doppelzweier oder Doppelvierer eine Chance erhalten.
Sind Sie mit diesem Stand zufrieden?
Steffen Planer: Unserem mit dem LSB vereinbarten Ziel kommen wir damit schon sehr nah, unsere eigenen Ansprüche sind natürlich höher. Es gab durchaus für verschiedene Athletinnen oder Athleten auch die Chance auf eine Teilnahme an den olympischen Spielen. Mit unserem derzeitigen U23 Bereich blicke ich jedoch bereits jetzt optimistisch auf Paris 2024...
Steht der Wettkampfkalender für den Nachwuchs und die Asse im Jahr 2021?
Steffen Planer: Der Wettkampfkalender auf Bundes- bzw. Landesebene steht, auch wenn wir natürlich die weitere Entwicklung der Pandemie im Auge behalten müssen. So mussten wir bereits schweren Herzens unsere 8. Landesmeisterschaft auf dem Ruderergometer, die am 23. Januar stattfinden sollte, absagen. Selbst wenn ab dem 11. Januar wieder normales Training in den Bootshäusern möglich wäre, hätten die Aktiven nur 12 Tage Zeit, sich entsprechend vorzubereiten. Eine zielgerichtete Vorbereitung ist somit nicht möglich, auch unter Beachtung des gesundheitlichen Aspektes. Wir hoffen, dass mit der Zschornewitzer Frühjahrsregatta am 24. April 2021 der erfolgreiche Start in unsere Wettkampfsaison erfolgen kann.
Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr?
Steffen Planer: In erster Linie natürlich Gesundheit für alle und ein Abklingen der Pandemie, welches uns wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren lässt. Damit meine ich nicht nur den Wettkampfsport sondern auch die zahlreichen Aktivitäten unseres Breitensportbereiches, welche ebenfalls 2020 der Pandemie zum Opfer fielen. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis in unseren Bootshäusern die Normalität wieder einzieht und alle unseren geliebten Sport wieder ohne Einschränkungen ausüben können, die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt.