Grünau wird zur Erfolgsgrube
Wer das Wort "Ruderregatta" und "Berlin-Grünau" in einem Zusammenhang hört, denkt meistens sofort an hohe Wellen und viel Wind. Diese Erfahrung mussten am vergangenen Wochenende teils auch die Kinder der Ruderjugend Sachsen-Anhalt zum 55. Bundeswettbewerb machen. Über 100 Teilnehmende waren nach Berlin gereist, um gemeinsam gegen die anderen Bundesländer anzutreten. Neben der ruderischen Leistung wurden auch allgemeinathletische Fähigkeiten abverlangt. Entgegen der Erwartung, auf schlechte Bedingungen zu treffen, zeigte sich die Regattastrecke allerdings größtenteils von ihrer besten Seite und wurde für die Ruderjugend Sachsen-Anhalt eine Erfolgsgrube.
Am 27. Juni reisten die Vereine Sachsen-Anhalts mit ihren Mannschaften in Berlin an. Diese hatten sich zuvor über die Landesmeisterschaften für einen Platz zu den Deutschen Schülermeisterschaften qualifiziert. Am Anreisetag war die Spannung spürbar groß und die Teilnehmenden sichtlich aufgeregt. Zu Beginn wurde der Sattelplatz erkundet und die Bootslager für die Ruderjugend ausgemacht, um anschließend die Boote anbauen zu können und sie für ein erstes Wasserfassen auf der Berliner Dahme vorzubereiten. Die Rudernden konnten so einen ersten Eindruck von der Regattastrecke und deren Bedingungen bekommen und sich mit der Wettkampfanlage vertraut machen. Nach einem erfolgreichen Training wurde die Veranstaltung am Donnerstagabend durch die Deutsche Ruderjugend bei einer Eröffnungsfeier eröffnet. Auf der gefüllten Tribüne war die Aufregung gut erkennbar und die Motivation der Sporttreibenden deutlich zu verzeichnen. Die traditionellen Schlachtrufe der einzelnen Ruderjugenden hallten über die Regattastrecke und gaben dem Ganzen eine besondere Atmosphäre. Anschließend bezogen die Kinder mit ihren Trainern und Teamer ihre Unterkunft für die folgenden Nächte - eine Turnhalle in Berlin-Köpenick, maximal 10 Minuten von der Strecke entfernt. Am selben Abend wurde der Bundeswettbewerb für die Sachsen-Anhaltiner nochmal offiziell im eigenen Kreis eröffnet. Neben dem gemeinsamen Einschwören wurde hier ein neuer Schlachtruf einstudiert. Diesen hatte sich der Weißenfelser Trainer Nino Faust einige Tage vor dem Wettkampf einfallen lassen und soll die bisherigen traditionellen Sprüche ergänzen.
Am darauffolgenden Freitag klingelten die ersten Wecker kurz vor sechs. Für die Kinder stand an diesem Tag die Langstreckenregatta auf dem Tagesprogramm, bei welcher sie mit ihren Booten eine Distanz von 3.000m zurücklegen mussten. Mit einem fliegenden Start und sortiert nach Rennen, ging alle 30 Sekunden ein Boot auf die Wettkampfstrecke. Den Anfang machten die Jungen und Mädchen in Mix-Doppelvierer der Altersklassen (AK) 13 und 14 Jahre. Hier starteten für die Ruderjugend Sachsen-Anhalt Elise Schäffer, Fabian Fritsche, Karl Thielicke, Hannah Bernsen und Steuerfrau Helena Giebler vom Zschornewitzer Ruderclub sowie Karoline Michel, Marius Biedermann, Pepe Schneider und Jasmin Schmegel mit Steuermann Leo Renner ebenfalls vom Zschornewitzer Ruderclub. Mit einem zweiten Platz und einem Sieg konnten die Mannschaften ihre Abteilungswertungen für sich entscheiden. Ebenfalls erfolgreich war der darauffolgende Mädchen-Doppelvierer der Altersklassen 13 und 14 Jahre aus Bitterfeld. Die Mädchen Emma Möbius, Loreley Montag, Pia Ernst, Mara Schwedt und Steuermann Paul Adler konnten über die 3.000m einen Sieg einfahren. Insgesamt errang die Ruderjugend Sachsen-Anhalt am Freitag 12 Siege und neun zweite Plätze. Damit konnten sie Sportlerinnen und Sportler gute Finalplätze sichern und in der Punktewertung beachtlich vorlegen. Am Tagesende waren die Sachsen-Anhaltiner mit 2160 Punkten auf Platz zwei in der Länderwertung - ein beachtlicher Vorsprung, wenn man bedenkt, dass die Hamburger Ruderjugend mit 600 Punkten Differenz auf Platz 3 lag. Aufgrund der Wetterbedingungen an diesem Tag und der daraus resultierenden Verzögerung musste die Siegerehrung abgebrochen werden. Die siegreichen Boote wurden dann anschließend von dem Verantwortlichen der Ruderjugend Toni Predel geehrt und ausgezeichnet.
Am Samstag fuhren die ersten Sportler gegen sechs Uhr wieder zur Wettkampfstrecke, um ihr Frühstück einzunehmen und sich anschließend mit den anderen Ruderjugenden auf der Tribüne zu versammeln. Am vorausgegangenen Abend wurden die Riegen für den Allgemeinen Sportwettbewerb (ASW) eingeteilt und den verantwortlichen Trainern sowie Teamern zugeordnet. Gegen 8 Uhr starteten die ersten vier Mannschaften aus Sachsen-Anhalt in den Athletikteil der Deutschen Schülermeisterschaften. In diesem mussten die Ruderinnen und Ruderer verschiedene Stationen absolvieren und Teamfähigkeit, Schnelligkeit sowie Geschick unter Beweis stellen. Keine leichte Aufgabe bei über 30 Grad in der Sonne und kaum Schatten auf dem Sportplatz. Hier wurde akribisch von den Wettkampfrichtern und Helfern darauf geachtet, dass genügend Pause zwischen den Stationen war und die Sporttreibenden ausreichend Zeit im Schatten am Rand der Anlage verbringen konnten. Zudem stand das Mannschaftszelt der Ruderjugend unmittelbar daneben, in welchem durch den Goitzsche Ruderclub Bitterfeld Tee für die Kinder zubereitet wurde. Die Sachsen-Anhaltiner stellte insgesamt neun Riegen, wobei eine Riege mit zwei Sportlerinnen aus Sachsen aufgefüllt wurde. Der zweite Block mit den restlichen fünf Riegen startete nach einer kurzen Pause gegen 11 Uhr. Im Anschluss an den ASW konnten die Teilnehmenden wieder an der Regattastrecke ihr Mittagessen einnehmen. Dieses wurde durch einen Caterer zubereitet und mittels Essensmarken ausgegeben. Am Nachmittag starteten im Rahmenprogramm Betreuerboote in einem Rennen. Hier wurden durch die Ruderjugenden Mannschaften angemeldet, die nicht mehr für die Teilnahme an den eigentlichen Meisterschaften berechtigt waren. Aus Sachsen-Anhalt kamen dabei zwei Doppelvierer, welche über die 500m Strecke den ersten sowie einen vierten Platz erreichen konnten. Anschließend wurden auf der Tribüne die siegreichen Mannschaften aus dem ASW geehrt. Die Ruderjugend Sachsen-Anhalt war hier mit vier Riegen auf den ersten beiden Podestplätzen vertreten - darunter ein Sieg. Insgesamt konnten sich die Sportler aus Sachsen-Anhalt Platz fünf in der Gesamtwertung erkämpfen. Am Tagesende reichten die errungenen 747 Punkte dennoch aus, um die Ruderjugend in der Länderwertung weiterhin auf Platz zwei zu halten. Am Abend wurde die Jugendmannschaft des Ruderverbandes Sachsen-Anhalt nochmal unter Leitung von Toni Predel gemeinsam eingeschworen und auf die am Sonntag anstehende Bundesregatta vorbereitet.
Am nächsten Morgen ging es dann ein letztes Mal für das Wochenende von der Turnhalle zur Regattastrecke. Am Sonntag stand für die ca. 1000 Kinder der Ruderjugenden aus Deutschland die jährliche Bundesregatta auf dem Programm. Hier mussten die Mannschaften in ihren durch die Langstrecke erruderten Abteilungen nochmals ihre Kräfte unter Beweis stellen. Nach einem kurzen Gewitter während der Frühstückszeit, konnte das erste Rennen mit etwas Verzögerung starten. Die erste Sportlerin aus Sachsen-Anhalt war an diesem Tag Liza Kund aus Zschornewitz. Sie erreichte in ihrem Mädchen-Einer der AK 13 den zweiten Platz. Anne Villin aus Bernburg ruderte in der Leichtgewichtsklasse derselben Bootsklasse ebenfalls auf Platz zwei. Maximus Paul und Niclas Adler aus Zschornewitz folgten den beiden Mädchen und reihten sich in ihren Jungen-Doppelzweier der AK 12/13 auf Platz zwei ein. Oskar Grobler und Phil Tüngler aus Burg durften sich in ihrem Leichtgewichtsrennen ebenfalls die Silbermedaille abholen. Im Mädchen-Doppelzweier AK 12/13 fuhren Esther Überreiter und Salma Suad Abdeljawad aus Halle den ersten Sieg für die Ruderjugend Sachsen-Anhalt ein. Bei den Leichtgewichten konnten Lina Müller und Clara Rudnick aus Bitterfeld ebenfalls die Goldmedaille in Empfang nehmen. Melina Scherfel und Hanne Gebhardt ruderten im Leichtgewichtsboot auf Platz 2. Im Mädchen-Doppelvierer der AK 12/13 fuhren die Kinder des Sportclub Magdeburg als Erstes durchs Ziel. Im Mixrennen dieser Boots- und Altersklasse wurden die Zschornewitzer Bundesmeister und führten die erfolgreiche Serie der vorangegangenen Rennen fort. In der Altersklasse 14 ruderten Fritzie Tolk aus Magdeburg und Kim Weber aus Bernburg in ihrem leichten Einer auf Platz zwei. Im Jungen-Doppelzweier der AK 13/14 erreichte das Zschornewitzer Boot ebenfalls Platz zwei. Im leichten Doppelzweier ruderten die Bitterfelder Jungs auf den goldenen Podestplatz. Im letzten Rennen der Ruderjugend, dem Jungen-Doppelvierer AK 13/14 erreichte das Zschornewitzer Boot ebenfalls einen ersten Platz. Dieser war nach dem Rennen allerdings noch nicht sicher, da eine gegnerische Mannschaft Einspruch eingelegt hatte. Dieser wurde jedoch nach einer Stunde wieder zurückgezogen. Insgesamt erreichte die Ruderjugend Sachsen-Anhalt zur Bundesregatta sechs Siege und 11 zweite Plätze.
Zur abschließenden Siegerehrung wurden das Gesamtergebnis der Bundesregatta sowie der Länderwertung bekannt gegeben. Mit jeweils einem zweiten Platz brauchten sich die Kinder nicht vor den anderen Ruderjugenden zu verstecken. Stellvertretend entgegengenommen wurden die Auszeichnungen durch den Halleschen Trainer Peter Leinau. Dieser übernimmt ab August die Junioren-B im Leistungssportbereich und gibt damit seinen langjährigen Posten als Kindertrainer an seinen Nachfolger Simon Rosanke ab. Zur Trainerbesprechung am Samstagabend wurde Peter Leinau durch Toni Predel und den Landestrainer Paul Heinrich für seine erfolgreiche Arbeit gedankt.
Im Großen und Ganzen war es für die Ruderjugend ein erfolgreiches Wochenende. Viele der angetretenen Kinder gingen mit einer Ehrung nach Hause und können damit auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Diese Erfolge werden meist durch ehrenamtliche Trainer und Übungsleiter unterstützt und gefördert. Nur durch ihren unermüdlichen Einsatz lässt sich eine solche Leistung auf die Beine stellen. Die Ruderjugend Sachsen-Anhalt dankt in diesem Sinne allen Trainern, Eltern, Unterstützern und natürlich den Sportlern für ein erfolgreiches Jahr und einen sehr guten Bundeswettbewerb. Im kommenden Jahr findet der Bundeswettbewerb wieder in München statt, bei welchem die Ruderjugend Sachsen-Anhalt ihre Erfolge wieder leistungsstark verteidigen wird.