Athleten aus Sachsen-Anhalt glänzten 2018 mit vielen Spitzenergebnissen – Erfolgsgeschichte soll nächstes Jahr fortgesetzt werden
Die Rudersaison 2018 ist mit der Langstrecken-Regatta in Dortmund beendet worden. Mit dem Präsidenten des Ruderverbandes Sachsen-Anhalt, Steffen Planer, unterhielt sich Hennes Nagel nicht nur über die abgelaufene Saison, sondern auch über die kommenden Aufgaben.Wie fällt ihr Jahres-Fazit aus?
Steffen Planer: 2018 war seit langer Zeit das erfolgreichste Jahr für den Ruderverband von Sachsen-Anhalt. Wir hatten bei der Elite-Weltmeisterschaft in Plovdiv zwei Athleten am Start. Für die Junioren-Weltmeisterschaft wurden sechs Sportler aus Halle und Magdeburg
nominiert. Alle sechs haben das A-Finale erreicht. Beim Bundeswettbewerb in
München für die Zwölf- bis 14-jährigen haben wir zum ersten Mal nach 2003 als Landesverband wieder die Nase vorn gehabt. Auf diese erreichten Ergebnisse können die Athleten, die Trainer sowie der komplette Betreuerstab stolz sein. Einziger Wermutstropfen ist, dass wir in diesem Jahr erstmalig keinen Aktiven für die U23 Nationalmannschaft stellen konnten.
Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte?
Steffen Planer: Das ist für mich keine leicht zu beantwortende Frage, da ich familiär „voreingenommen“ bin. Ich denke aber, dass nicht nur der Bernburger Ruderclub und ich stolz auf den Weltmeister- und Europameistertitel meines Sohnes Maximilian Planer mit dem
Deutschland-Achter sind. Ich habe mich natürlich auch riesig über den
Junioren-Weltmeistertitel vom Magdeburger Paul Krüger im Doppelzweier mit seinem Potsdamer Partner Klas Ole Lass gefreut. Auch Krügers Teamkollege Paul Berghoff hat mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Doppelvierer bei diesen Titelkämpfen für eine bärenstarke Leistung gesorgt. Zu zwei der fünf Medaillen des Deutschen Ruderverbandes in Racice hatten Talente aus Sachsen-Anhalt ihren Beitrag geleistet, auch ein Verdienst von Landestrainer Paul Zander, dem es als Juniorenweltmeister von 2008 gelungen ist, auch als Trainer einen JWM-Titel zu holen. Darüber
hinaus habe ich mich sehr gefreut, dass sich mit Eric Streibler und Erik
Kohlbach zwei Aktive der HRV Böllberg für das U19 Nationalteam qualifizieren konnten und dort im Vierer mit Steuermann mit dem vierten Rang eine gute Platzierung erreichten. Ebenfalls unvergessen – weil so schön – bleibt für mich der Augenblick, als beim Bundeswettbewerb Nordrhein-Westfalen auf Platz 2 in der Gesamtwertung genannt wurde und feststand, dass wir erstmalig seit 2003 als Land diesen Wettbewerb gewannen. Der Jubel der Kinder und Betreuer und Landesjugendleiter Tim Lauterbach auf dem Siegersteg mit dem „großen Pokal“ – da bekomme ich heute noch Gänsehaut….
Weshalb ist der Rudersport in Sachsen-Anhalt wieder auf dem aufsteigenden Ast?
Steffen Planer: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen leisten die Trainer an den Landesleistungszentren und Landesstützpunkten in ganz Sachsen-Anhalt eine hervorragende Arbeit. Sie suchen in den Schulen nach Kindern, die für den Rudersport geeignet sind. Ohne ihr Engagement an der Basis wären die erreichten Ergebnisse nicht möglich. So stammt Tabea Kuhnert aus Wittenberg, Erik Kohlbach aus Weißenfels, Eric Streibler aus Bitterfeld, um nur drei von vielen weiteren Beispielen zu nennen. Michaela Schmidt, unserer hauptamtlichen Sichtungstrainerin für den Süden Sachsen- Anhalts,
ist es gelungen, in Merseburg wieder regelmäßiges Training für Kinder und
Jugendliche zu etablieren. Und selbstverständlich haben wir in Magdeburg und Halle sehr erfahrene und kompetente Trainer, die oft genug bewiesen haben, dass sie die kleinen Rohdiamanten zur Weltspitze führen können.
In knapp zwei Jahren finden die Olympischen Sommerspiele in Tokio statt. Wie viele Ruderer aus Sachsen-Anhalt werden dort starten. Wie viele Medaillen holt Deutschland in dieser Sportart?
Steffen Planer: Der Frauen- Doppelvierer und der Frauen-Doppelzweier sowie der Männerachter zählen zu den Medaillen-Kandidaten. Auch Oliver Zeidler, dem Senkrecht-Starter dieser Saison im Einer, traue ich eine Medaille zu, wenn er sich so rasant weiterentwickelt wie in diesem Jahr. Dem Männer-Doppelzweier, der 2018 eine tolle Saisonleistung bot und bei der WM letztendlich auf Grund der Windbedingungen seine Leistung nicht zu 100% abrufen konnte, traue ich eine Überraschung zu – wenn beide Athleten an dieser Bootsklasse festhalten. Zwischen drei und fünf Medaillen halte ich für möglich – das muss auch das Ziel sein. Viel wird davon abhängen, wie die Umsetzung der Leistungssportstruktur-Reform und die damit vom DRV vorgesehene Konzentration der Aktiven auf die drei Leit-Bundesstützpunkte (Dortmund, Berlin, Hamburg) gelingt. Was sich in Dortmund über Jahre bewährt hat, muss in Berlin und Hamburg noch entstehen. Hier gibt es von den Seiten unserer Aktiven durchaus
unterschiedliche Rückmeldungen, die hinterfragt werden müssen. Das fängt bei der Unterbringung an und hört bei der Verpflegung auf.
Warum hinkt der deutsche Rudersport mit zwei Ausnahmen, dem Achter der Männer und dem Doppelvierer der Frauen, der Weltspitze hinterher?
Steffen Planer: Uns fehlt es in einigen Disziplingruppen in der Spitze an der
Breite von. Beim Deutschlandachter bewerben sich 14-16 fast gleichwertige
Athleten um die 8 Rollsitze. Hier ist es in den beiden vergangenen Jahren
gelungen, auch den Vierer ohne in der erweiterten Weltspitze, damit meine ich das Erreichen des A-Finales, zu etablieren. Bundestrainer Uwe Bender hat für seinen Disziplinbereich für 2019 das klare Ziel ausgegeben, dass sich alle
Bootsklassen bei der WM 2019 direkt für die Olympischen Spiele qualifizieren. Im Männer-Skull Bereich würden noch mehr Athleten, die in die Weltspitze drängen, positiv wirken, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Weiterhin ist international seit geraumer Zeit die Tendenz zu beobachten, dass sich viele Länder auf einzelne Bootsklassen konzentrieren und diese dann, bis auf wenige Ausnahmen, über einen konstanten, langen Zeitraum zusammen rudern. Nehmen
wir beispielsweise das diesjährige WM-Finale im Vierer ohne Steuermann der Männer, in dem sieben Ruderer (von acht), welche Gold und Silber holten identisch mit den Medaillengewinnern der der
WM 2017 waren. Während die siegreiche Kombination aus Australien ihren Triumph von 2017 wiederholte, verstärkte Matteo Lodo (Weltmeister 2017 im Zweier ohne) den italienischen Vize-Weltmeister, weil sein Partner erkrankt war.
Was müsste aus Ihrer Sicht anders laufen?
Steffen Planer: Wie eben aufgeführt benötigen die Boote zum Teil mehr Zeit, um zusammen auf Weltspitzen-Niveau zu rudern. Diese Zeit muss man ihnen einfach geben. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die individuelle
Leistungsfähigkeit stimmt. Weiterhin bin ich immer für klar abrechenbare
Ziele und Vereinbarungen, welche der DRV bei den Qualifikationskriterien schon umgesetzt hat. Wir haben in Zusammenarbeit mit unserem Landessportbund derartige Ziele auch mit unseren Trainern vereinbart. Dieses System sollte bundesweit zur Anwendung kommen.
Glauben Sie, dass die Erfolgsgeschichte der Ruderer aus Sachsen-Anhalt 2019 fortgesetzt werden kann?
Steffen Planer: Daran glaube ich fest. Die Ergebnisse der Langstrecke in Dortmund machen Mut. Mit Rückkehrerin Julia Lier, unserer Olympia-Siegerin, konnte der RuSA eine Siegleistung vermelden. Maximilian Planer belegte im Zweier ohne der Männer Platz Vier, Tabea Kuhnert wäre in der U23 Wertung Dritte geworden. Bei den Junioren geben die zweiten Plätze von Paul Berghoff und Jette Prehm im Einer, sowie ebenfalls der zweite Platz von Erik Kohlbach und Niklas Baier Anlass zu Optimismus für eine tolle Saison 2019.